Otavalo war für uns der Einstieg ins Hochland der Anden. Die Stadt liegt auf 2400m und ist berühmt für ihren Wochenmarkt, der jeden Samstag stattfindet. Rein zufällig kamen wir am Freitagabend in Otavalo an ;). Nachdem das Hotelzimmer in Quito nachts eher kalt war, fragten wir beim Einchecken, ob es eine Heizung gäbe. Der Besitzer versicherte uns, in Otavalo würde es nachts nie wirklich kalt werden. Wir fragten uns allerdings, warum er wohl eine Daunenjacke trug. 😉
Markt und Tiermarkt in Otavalo
Der Markt von Otavalo besteht in Wirklichkeit aus zwei separaten Märkten. In der Mitte der Stadt auf der Plaza de Ponchos werden Teppiche, Kleidung, natürlich auch Ponchos, Kunsthandwerk, Obst, Gemüse, Cocabonbons und viele andere Dinge angeboten. Wegen dieses Teils des Marktes darf Otavalo eigentlich auf keiner Ecuador-Rundreise fehlen. Trotz eines gewissen touristischen Einschlags waren die Einheimischen deutlich in der Überzahl. Noch viel authentischer ist jedoch der Tiermarkt, den kaum ein Tourist besucht und auf dem sicher die wenigsten ein Andenken erwerben 😉
Der Tiermarkt findet frühmorgens statt (ab 7 Uhr läuft er auf Hochtouren) und befindet sich etwas außerhalb der Stadt auf der anderen Seite der Schnellstraße. An anderen Tagen muss das Gelände des Tiermarkts wie ein überdimensionierter Fußballplatz (ohne Tore) aussehen, samstags hingegen pulsierte dort das Leben. Im Bereich direkt am Eingang standen die Bauern und boten ihre Kühe, Kälber und auch einige Pferde an. Letztere hätte Mona am liebsten alle mitgenommen 😉
Die anderen Marktbereiche waren durch einen Zaun abgetrennt. Nur an einer Seite war ein kleiner Durchgang, durch den wir in den nächsten Bereich gelangten. Hier standen Schweine, Schafe und Ziegen zum Verkauf.
Reges Treiben auf dem Tiermarkt
Es folgte noch eine Barriere und wir erreichten die Kleintierabteilung. Das Angebot bestand aus diversem Federvieh, hauptsächlich Hühnern, aber auch Enten und Gänsen, außerdem Kaninchen und Meerschweinchen. Die meisten befanden sich in ebenerdigen Käfigen, andere aber nur in Pappkartons oder Säcken. Ab und zu kam es vor, dass ein Teil der Ware Fluchttendenzen zeigte, so dass die Verkäuferinnen und Verkäufer sie wieder einfangen mussten.
Der Tiermarkt hatte sich seit 13 Jahren kaum verändert. Es herrschte ein reges Treiben und wir beobachteten die eine oder andere Transaktion. Die Tiere waren nicht immer besonders glücklich, wenn die neuen Besitzer mit ihnen aufbrechen wollten. Einige Schweine bewegten kein einziges Beinchen und wurden unter lautstarkem Protest an einem Seil regelrecht abgeschleppt. Ein Mann trug der Einfachheit halber seine beiden frisch erworbenen Schafe unter seinen Armen, um Widerworte direkt zu unterbinden.
Nach dem Frühstück gingen wir auf den anderen Markt. Auf dem zentralen Marktplatz (Plaza de Ponchos) und in den angrenzenden Straßen kann man alles vermeintlich typisch Ecuadorianische kaufen. Neben Ponchos und Hüten gab es Pullover, Mützen, Blusen, Schals, auch Lebensmittel wie Früchte, Gewürze oder Gebäck. Manche Stände schienen eher Waren anzubieten, die auf Touristen als Käufergruppe abzielten. Wegen seiner Authentizität fanden wir den Tiermarkt interessanter.
Cascada de Peguche
Am späten Vormittag hatten wir genug vom Markt gesehen und folgten den lokalen Ratschlägen zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren zum Wasserfall „Cascada de Peguche“. Anschließend wanderten wir zum Kondorpark. Um den Wasserfall herum gibt es einen kleinen Wald, eine Badestelle und einige kleine Restaurants. Die meisten anderen Besucher schienen Ecuadorianer aus Quito zu sein, die hier das Wochenende verbrachten.
Die anschließende Wanderung zum Kondorpark war dahingehend etwas abenteuerlich, als dass der erste Teil des Weges mit vielen Ranken und Büschen überwuchert war. Entweder hatten wir den Hauptweg nicht gefunden oder er wird einfach nicht so häufig benutzt. Warum sollte man auch wandern, wenn es Taxis oder das eigene Auto gibt? Dann wanderten wir zwischen Feldern und an kleinen Dörfern vorbei durch ein ländliches und für unsere Augen sehr malerisches Ecuador, das für die Bauern aber bestimmt harte Arbeit bedeutet. Je höher wir kamen (der Kondorpark lag 200 Meter höher), desto mehr eröffnete sich der Blick auf den Vulkan Imbabura und den Lago San Pedro.
Parque de los Condores
Der Parque de los Condores (Kondorpark) erinnerte uns ein wenig an die Adlerwarte in Berlebeck. Ein Teil bestand aus einem Zoo, in dem diverse Greifvögel und Eulen zu sehen waren. Darunter waren auch ein Harpy Eagle, der physisch stärkste Raubvogel der Welt, und eben zwei Kondore. Es sind wirklich beeindruckende Tiere von stattlicher Größe mit einer Spannweite von maximal 3,3 Metern, auch wenn sie von nahem mit ihrem nackten Hals und Kopf keinen Schönheitspreis gewinnen. Die Voliere war sehr großzügig bemessen, jedoch wirkt jede Umfriedung für einen Kondor zu klein, der es in freier Wildbahn gewohnt ist, hoch über den Anderen zu kreisen.
Ein wesentliches Ziel des Parks war es jedoch, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass diese riesigen emblematischen Vögel bedroht sind. Der Park setzte sich außerdem für den Erhalt der Art in Freiheit ein. In vielen Ländern in der Anden erschießen und vergiften Viehzüchter immer noch Kondore, da sie fälschlicherweise in ihnen eine Gefahr für ihre Nutztiere sehen. So waren die beiden Kondore gleichsam die Botschafter ihrer Art.
Der andere Teil der Attraktion war eine Flugschau, in der diverse Greifvögel frei fliegen durften und auch im Tiefflug über die Köpfe der Besucher hinweg sausten. Die wahre Bühne waren jedoch die Lüfte vor einer gigantischen Andenkulisse. Zu den Greifvögeln des Parks gesellten sich auch noch ein paar wilde Vögel, die einen der Adler immer wieder angriffen. Die 45-minütige Show hat uns sehr gut gefallen, konnte aber die der Adlerwarte in Berlebeck nicht übertrumpfen ;).
Laguna Cuicocha
Am Sonntag war die Laguna Cuicocha nördlich von Otavalo unser Ziel. Es handelt sich um den Kratersee eines Vulkans von ungefähr 3 Kilometern Durchmesser. Auf unserer ersten Andenwanderung umrundeten wir ihn zusammen mit unserem lokalen Führer Antonio. Wenn er nicht gerade mit Touristen unterwegs ist, arbeitet er als Musiker, spielt Panflöte, Gitarre und andere Instrumente.
Der Wanderweg lag auf einer Höhe von 3200 bis 3500 Metern, was wir sehr deutlich spürten, vor allem wenn es bergauf ging. In einem normalen zügigen Tempo waren wir nach 10 Höhenmetern komplett außer Atem und so gab es nur eine Alternative: die Entdeckung der Langsamkeit ;). Aber die Wanderung war ja kein Wettrennen und so konnte man beim Verschnaufen die spektakuläre Aussicht betrachten. Außerdem erklärte uns Antonio zwischendurch vieles über diverse Pflanzen, die Landschaft und Ecuador im Allgemeinen. Für ihn war zum Beispiel nicht Spanisch die Muttersprache, sondern Quechua, die Sprache der Ureinwohner, die von den Inka vor der Eroberung durch die Spanier in Ecuador eingeführt worden war. Spanisch hatte unser Führer so richtig erst in der Schule gelernt.
So umrundeten wir den See im Schneckentempo, für 10 Kilometer brauchten wir 5 Stunden. Unterwegs mussten wir uns nicht nur an die Höhe gewöhnen, sondern wir staunten auch über die Landschaft, die auf dieser Höhe deutlich anders ist, als wir es aus den Alpen Europas kennen. Hier gab es noch Sträucher und Büsche, Flechten, Bromelien, 8 Orchideenarten und in einigen Bereichen bis zu 3 Meter hohe Bäume. Die Baumgrenze liegt in Ecuador bei 4800 bis 5000 Metern!
Typisch Ecuador?!
Ist die Stadt Otavalo und ihre Umgebung nun charakteristisch für Ecuador? Ganz Ecuador? Nein, es gibt ja noch die Küste und den Teil des Landes im Amazonasbecken. Typisch für das Andenhochland? Bestimmt! Hier gibt es Panflötenmusik, hohe Berge, dünne Luft und traditionelle Tracht. Auch wenn Männer öfter in Fußballtrikot oder T-Shirt und Hose unterwegs sind, die traditionelle Kleidung der Anden mit Ponchos, Tragetüchern, weißen, mit bunten Blumen bestickten Blusen und kräftigen Farben prägt das Straßenbild von Otavalo und mehr noch auf dem Land um Otavalo herum. Dazu gehört die Haartracht: Auch viele Männer tragen lange Haare, die zum Zopf geflochten sind.
Was uns noch auffiel: Obwohl wir ja selbst keine Riesen sind, fühlten wir uns auf einmal richtig groß. Vor allem die älteren Menschen überragten wir um mindestens eine Kopfeslänge. Otavalo zeigte sich – vom Markt mal abgesehen – erfreulich untouristisch und bot uns damit einen authentischen Anden-Auftakt.
[…] zu Weihnachten serviert. Nicht umsonst werden die possierlichen Tiere auch auf dem Markt von Otavalo angeboten. Wir lernten auch, dass die Nager in früheren Zeiten in der Küche gehalten worden […]
[…] unserem Aufenthalt in Otavalo kehrten wir nach Quito zurück. Von dort aus unternahmen wir die Ausflüge zum Mitad del Mundo und […]