Obwohl Jordanien ein arabisches Land ist, dessen Bevölkerung zu 97% aus Muslimen besteht, befinden sich auf dem Staatsgebiet viele historische christliche Stätten, die in der Bibel erwähnt werden. Wir besuchten drei biblische Orte: Den Berg Nebo, die Stelle am Jordan, an der Jesus getauft worden sein soll, und die Höhle, in der Lot vielleicht Zuflucht gefunden hat. Auch die Städte Sodom und Gomorrha, die durch den Zorn Gottes zerstört wurden, könnten unweit des Toten Meeres gelegen haben, aber einig sind sich die Forscher in diesem Punkt nicht.
Der Berg Nebo
Die biblischen Orte, die wir besuchten, befanden sich alle in der Nähe des Toten Meeres. Eine Straße führte von Madaba am Mount Nebo vorbei. Vom Gipfel des Berges aus soll Moses nach vierzig Jahren in der Wüste das von Gott verheißene Land erblickt haben, ohne es jemals selbst betreten zu dürfen (Deuteronomium 32,48–50 und Deuteronomium 34,1-5 ). Für uns war der Ausblick leider nicht klar, da das Tal durch den Dunst des Wassers aus dem Toten Meer vernebelt war. An klaren Tagen, wenn der Wind den Dampf davonweht, soll man allerdings deutlich bis nach Jerusalem sehen können.
Der Berg Nebo ist für Juden, Christen und Moslems gleichermaßen ein heiliger Ort. Auf dem heute gut für Pilger und Touristen erschlossenen Areal steht die Moses-Gedächtniskirche, deren ältester Vorgängerbau aus dem 4. Jahrhundert stammt. Sie erinnert an den Propheten, der an dieser Stelle verstorben sein soll, nachdem Gott ihm einen Blick über das Land Kanaan gewährt hatte. Die frisch renovierte Kirche beherbergt einige wunderschöne byzantinische Mosaike, die dort nach liebevoller Rekonstruktion präsentiert werden.
Wir folgten der Straße nun hinunter in Richtung des Gelobten Landes, aber auch wir erreichten es nicht (dafür hätten wir den Jordan nach Palästina überqueren müssen). Von ca. 800 Metern führte uns die Straße über viele Serpentinen bis deutlich unter den Meeresspiegel. Ab ca. 250 Metern unter Normalnull hatten wir die Talsohle erreicht und auf einmal waren wir von Grün umgeben. Der Boden an sich war zwar sandfarben, aber die Landschaft glich einer ausgedehnten Oase.
Die Taufstelle Jesu
Die Taufstätte Jesu („Baptism Site“) ist heutzutage wieder ein religiöser Pilgerort. Seit dem Sechstagekrieg 1967 war das Grenzland am Jordan vermintes militärisches Sperrgebiet. Nachdem der Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien 1994 unterzeichnet worden war, wurden die Minen geräumt. Archäologische Ausgrabungen begannen erneut und das Areal wurde wieder für Besucher geöffnet. Noch heute bildet der Jordan die Grenze zwischen Jordanien und Palästina. 2015 erkannte die UNESCO der Stätte den Status als Weltkulturerbe zu, allerdings nur der jordanische Seite.
Auf eigene Faust darf man das Areal, das in der Bibel als „Bethanien jenseits des Jordan“ bezeichnet wird, nicht erkunden. Daher schlossen wir uns einer öffentlichen Führung an, mit der wir einen kurzen Rundgang durch die backofenartige Hitze zu den Sehenswürdigkeiten unternahmen. Nach 300-400 Metern Fußweg erreichten wir die Taufstelle, ein zu dem Zeitpunkt des Jahres trockengefallenes Becken, welches, durch die Reste von Mauern begrenzt, die Form eines Kreuzes hat. Von der byzantinischen Zeit bis zur frühen islamischen Periode war dies ein vielbesuchter christlicher Pilgerort.
Es gibt allerdings keine archäologischen Beweise dafür, dass dies der richtige Platz ist, aber viele Indizien – unter anderem auch die Mosaikkarte von Madaba – weisen darauf hin, dass die Taufe Jesu (Markus 1, 9-11 bzw. Matthäus 3, 13-17) am östlichen Ufer des Jordan stattgefunden hat. Außerdem fand die Immersion vermutlich nicht direkt im Fluss statt, da die Strömung damals viel zu stark war. All das zusammengenommen ist der Ort zumindest plausibel.
Auf dem Areal stehen einige Kirchen verschiedener christlicher Glaubensgemeinschaften und in direkter Nähe des Jordan wurde die griechisch-orthodoxe Johannes-Kirche neu gebaut, die historische Vorgänger ersetzt. Wandgemälde erinnern nicht nur als die Taufe Jesu, sondern auch an die Begebenheit, als Elija im feurigen Wagen zum Himmel auffuhr, die sich auch in dieser Gegend ereignet haben soll.
Grenze am Jordan
Al-Maghtas, so die arabische Bezeichnung der Taufstätte, wird auch als der Platz angesehen, wo die Israeliten den Jordan durchquert haben, um das verheißene Land Kanaan zu besiedeln. Durch die Kraft der Bundeslade an der Spitze des Zuges wurde der Fluss des Jordan aufgehalten, das Wasser stand wie ein Wall im Norden und das Volk konnten den damals reißenden Strom trockenen Fußes durchqueren. Heute ist von dem Fluss allerdings wenig übrig geblieben. Der Jordan glich einem braunen, stehenden Gewässer und war keine 10 Meter breit. Das meiste Wasser wird zur Bewässerung in der Landwirtschaft abgezweigt, so dass nur ein trauriges Rinnsal zu sehen war.
Der Jordan ist heute weiterhin die Grenze zwischen Jordanien und Palästina. Sie wird als solche auch bewacht, um illegale Grenzübertritte zu unterbinden, vor allem von Palästina nach Jordanien. Hauptsächlich am westlichen Ufer finden Taufzeremonien statt, die direkt im Jordan abgehalten werden. Dazu waren, mit Abtrennungen wie bei den Bahnen im Schwimmbad, zwei Grenzen gezogen, die jeweils den westlichen und östlichen Uferbereich markierten und in der Mitte 3 Meter Niemandswasser entstehen ließen. Auf der jordanischen Seite saßen zwei gelangweilte Militärs mit Gewehr in Wüstenflecktarn-Uniform, während auf der palästinensischen Seite ein reger Taufbetrieb herrschte. Wir beschränkten uns darauf, die Hände ins kühle Wasser des Jordan zu tauchen.
Das Lot-Heiligtum
Als dritten biblischen Ort besuchten wir das Lot-Heilgtum (Lot’s Sanctuary). Lot, Abrahams Neffe, war laut alttestamentarischer Überlieferung der einige anständige Mann in Sodom. Daher wurden er und seine Familie bei der Zerstörung von Sodom und Gomorrha durch Feuer und Schwefel als einzige verschont. Lot flüchtete mit seinen beiden Töchtern ins Gebirge und wohnte in einer Höhle. Vermeintlich genau diese Felsspalte und die Überreste einer Kirche aus dem 5.-6. Jahrhundert, die zur Verehrung der Stätte gebaut worden war, kann man einige Kilometer abseits des Toten Meeres besuchen.
Die Ruine liegt am Abhang der Berge, etwa 150 Höhenmeter über dem Toten Meeresspiegel. Der Parkplatz befindet sich am Museum am tiefsten Punkt der Erde, das zwar nicht ganz am tiefsten Punkt der Erde ist (dazu mehr im nächsten Artikel), aber das bedeutet, dass man einen ordentlichen Aufstieg zurücklegen muss. Entweder wandert man 20 Minuten (pro Weg) durch die brütende Mittagshitze oder man erspart sich die Mühsal und lässt sich für einen stolzen Preis mit einem klimatisierten 4×4 Geländewagen vom Museum aus hinfahren. Zum Unverständnis der Einheimischen entschieden wir uns für die kleine Wanderung.
Oben angekommen sieht man den Eingang zur Höhle und die Ruine der Kirche mit Resten der historischen Mosaikböden. Wiederentdeckt wurde dieser Ort erst in den 1980ern, obwohl die Anbetungsstätte auf der Mosaikkarte von Madaba verzeichnet ist.
Auch wenn bei allen drei von uns besuchten Orten die archäologische Authentizität im Sinne der biblischen Erzählungen kaum nachweisbar ist, so haben sich die Geschichten der Bibel doch zweifelsohne in dieser Region abgespielt. Sie sind nicht nur Teil des Ursprung des heutigen christlichen und jüdischen Glaubens, sondern auch des Islam. Die Stätten und biblischen Personen, zum Beispiel Lot und Moses, sind auch im Koran erwähnt. Wie so oft eint uns mehr, als uns unterscheidet.
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