Arusha, am Fuße des Mount Meru

Arusha ist für viele Reisende das Tor zum Ngorongoro Krater oder Sprungbrett für die Besteigung des Kilimanjaro. Wir wollten dort sog. Cultural Tourism erleben, um Land und Leute aus einer anderen Sicht kennenzulernen. Dazu erkundeten wir Arusha selbst und die unmittelbare Umgebung (dieser Artikel). Außerdem planten wir einen Besuch bei den Massai (mehr dazu im nächsten Artikel).

Der Mount Meru ist von vielen Orten in Arusha gut zu sehen.
Der Mount Meru ist von vielen Orten in Arusha gut zu sehen.

Arusha, grün und ländlich

Arusha ist grün, erstaunlich grün, so grün, dass es so überhaupt nicht zur Vorstellung von Afrika mit Wüsten und Steppen passt. Auf gut 1400m über dem Meeresspiegel und am Fuße des Mount Meru hat Arusha ein sehr angenehmes Klima und fruchtbare Böden. Trotz seiner 400.000+ Einwohner lag unser Hostel, gut 1km südlich des Zentrums, in einem Stadtteil mit hohen Bäumen und freien Flächen für Gemüsebeete. Außerdem gackerten die Hühner und krähten die Hähne, selbstredend auch früh morgens ;).

Auch in direkter Nachbarschaft unseres Hostels sahen wir den majestätischen Mount Meru
Auch in direkter Nachbarschaft unseres Hostels sahen wir den majestätischen Mount Meru.

Trotz des scheinbaren Idylls umgab eine hohe Mauer unser Hostel und der Besitzer riet uns, wir sollten uns bei Dunkelheit in den unbeleuchteten Straßen des Viertels besser nur mit dem Taxi bewegen. Damit fühlten wir uns ein wenig im Paradies eingesperrt. Das Hostel war einfach, ein freundlicher Familienbetrieb mit einem hübschen Garten. Die Früchte des riesigen Avocadobaums waren offensichtlich reif. Immer, wenn eine Windböe aufkam, raschelte es in den Blättern und anschließend vernahmen wir entweder ein dumpfes „Pfump“ (Avocado war auf dem Rasen gelandet) oder ein lautes Scheppern (Avocado war auf das Wellblechdach eines kleinen Schuppens gefallen).

Arusha, vom Tourismus verdorben

Arusha hat als Stadt wenige echte Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auf einem einstündigen Rundgang hat man schnell die Deutsche Boma, den Uhrturm und die dortige Uhuru-Fackel gesehen. Aber man kommt auch nicht nach Arusha, um die Stadt zu sehen, sondern um zum Beispiel auf Safari zu gehen.

Ein Safari-Kreisverkehr in Arusha
Ein Safari-Kreisverkehr in Arusha

Damit waren in Arusha entsprechend viele Nepper, Schlepper und Bauernfänger unterwegs. In der Nähe des Uhrturms konnte man als Ausländer keine 2 Meter gehen, ohne ständig angesprochen zu werden („Hello my friend!“), ob man nicht ein Hotel oder eine Safari buchen, ein Taxi nehmen oder Souvenirs kaufen wolle. Viele selbsternannte Reiseführer haben sich uns angeboten, die sich natürlich nach eigenen Angaben bestens auskannten und am liebsten gleich ungefragt loslegten.

Der Uhrturm von Arusha, Zentrum der Stadt und Treffpunkt der Bauernfänger
Der Uhrturm von Arusha, Zentrum der Stadt und Treffpunkt der Bauernfänger

Wir hatten uns überlegt, entspannt über den angeblich sehenswerten Stadtmarkt zu schlendern. Und schon klebte wieder ein Mensch an unseren Fersen, der sich aufdrängte und uns das Geld aus der Tasche ziehen wollte. Dieser selbsternannte König des Marktes war auch der König der Lästigkeit. Er behauptete, Ausländer dürften nicht ohne einen Führer auf den Markt. Er verfolgte uns regelrecht und ließ nicht locker. Da wir unter den Bedingungen nichts kaufen wollten, verließen wir den Markt nach kurzer Zeit. Leider war dieses Erlebnis symptomatisch für Arusha. Die Aufdringlichkeit der Nepper war extrem nervig und ihr Verhalten sehr respektlos (und damit hoffentlich auch bei anderen wenig von Erfolg gekrönt). Der Stadtrundgang war, leider müssen wir es so sagen, ein weltweites, absolutes Lowlight unserer Reise. Zum Glück hatte Arusha aber auch eine andere Seite.

Das ländliche Tansania

Zum Glück war Arusha abseits des Zentrums doch einfach nur eine normale Stadt. Über ihr thront der von vielen Stellen aus sichtbare 4.565 Meter hohe Mount Meru. Gipfelambitionen hatten wir keine. Dafür wanderten wir im Rahmen von Cultural Tourism zusammen mit unserem Führer Jojo zum Napuru-Wasserfall.

Üppiges Grün und reiche Ernte
Üppiges Grün und reiche Ernte

Nur wenige Kilometer entfernt vom Zentrum waren wir im ländlichen Tansania angekommen. Wir liefen eine unasphaltierte Straße entlang, vorbei an Feldern und Gärten. Auch hier dominierte neben dem Braun des lehmigen Bodens die Farbe Grün. Was sich wildromantisch anhört, bedeutete aber für die Menschen harte Arbeit. Es war später Vormittag und viele Frauen und Kinder kamen uns schwer beladen entgegen, sie hatten Feuerholz im Wald gesammelt. Dafür waren sie bei Sonnenaufgang um 6 Uhr aufgebrochen und trugen nun die schwere Last meistens auf ihren Köpfen, seltener in Gestellen auf ihren Rücken, zu ihren Häusern.

Rückkehr vom Holzsammeln. Das Holz muss unglaublich schwer sein.
Rückkehr vom Holzsammeln. Das Holz muss unglaublich schwer sein.

Wanderung zum Napuru-Waterfall

Nach einigen Kilometern endete das besiedelte Gebiet und wir betraten den Arusha Nationalpark und damit einen wunderschönen Wald. Der Weg führte über einen steilen, aber gut befestigten Weg hinunter zum Themi River. Vom Eingang des Nationalparks an begleiteten uns zwei 12 bis 14 Jahre alte Jungs, selbsternannte Co-Führer, die immer wieder ihre Hilfe anboten, die wir aber weder benötigten noch bestellt hatten. Trotzdem waren die beiden fest entschlossen, mitzuwandern – man ahnt schon, warum.

Der Themi-Fluss im Arusha Nationalpark
Der Themi-Fluss im Arusha Nationalpark

Den letzten Kilometer wanderten wir entlang des Themi Rivers und in üppiger Vegetation, bis wir den Napuru-Wasserfall erreicht hatten. Zum Baden führte der Fluss nicht genügend Wasser. Stattdessen verzehrten wir mit Blick auf die Katarakt unser Lunchpaket.

Der Napuru-Waterfall
Der Napuru-Waterfall

Nachdem wir auf dem Rückweg den Park verlassen hatten, kam es, wie es kommen musste. Die beiden Co-Guides forderten Trinkgeld ein. Vielleicht funktioniert das bei anderen Wazungu, aber wir hatten nun mal einen Führer dabei und für ihn auch ein Trinkgeld eingeplant. Damit blieb uns leider nur übrig, den schwarzen Peter weiterzugeben und die Jungs an Jojo zu verweisen.

Urwald rund um den Wasserfall
Urwald rund um den Wasserfall

Touristenfalle Arusha

Der Ausflug als solcher gefiel uns sehr gut, aber es blieb leider ein fader Nachgeschmack. Arusha ist eine klassische Touristenfalle, darauf sollte man vorbereitet sein. Leider geschieht dies an vielen Orten, wo die Schere zwischen Arm und Reich zu groß ist und (vermeintlich) wohlhabende Reisende auf eine (finanziell) weniger bemittelte Bevölkerung treffen. Die Stadt war trotzdem ein Extrem auf der Nepp-Skala. Bevor man nach Arusha aufbricht (wenn man wirklich fest entschlossen ist, dorthin zu wollen), sollte man geistig darauf vorbereitet sein, sonst sind unangenehme Überraschungen vorprogrammiert. Aber das sind sie vor Ort vermutlich sowieso.

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[…] Land an sich besser kennenzulernen, bietet sich der sogenannte Cultural Tourism an. Wir wohnten in Arusha und besuchten von dort aus ein Dorf der emblematischen […]

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